3. Klimabuchmesse erfolgreich gestartet – mit Schirmherr Eckart von Hirschhausen und vielen anderen
Vor vollem Saal eröffnete Schirmherr Eckart von Hirschhausen am 27. April die Klimabuchmesse. Alle weiteren Veranstaltungen stießen auf großen Zuspruch, die Organisator*innen blicken auf zwei weitere spannende Messetage.
Exklusiv für die feierliche Eröffnung der Klimabuchmesse hatte Eckart von Hirschhausen ein heiteres Bühnenprogramm entwickelt, das für viele Lacher beim Publikum sorgte. „Die Vergangenheit hat schon eine sehr gute Lobby. Die Zukunft braucht eine Lobby“, begründete Eckart von Hirschhausen, warum er die Schirmherrschaft der Klimabuchmesse übernommen hat. Im Anschluss diskutierte Hirschhausen mit Katrin Böhning-Gaese und Friederike Bauer über „Das Verschwinden der Arten“ – so ihr Buchtitel – als große Schwester der Klimakrise. Gegen das Artensterben müssen wir an vielen Stellschrauben drehen, auch Einzelne können etwas tun: „Schon das Management des eigenen Kühlschranks ist ein politisches Statement“, sagte Friederike Bauer. Der Abend klang poetisch mit Maja Lundes Roman „Der Traum von einem Baum“ aus – der Abschlussband ihrer Klima-Quadrologie. Die norwegische Bestseller-Autorin Maja Lunde sprach mit RBB-Moderatorin Gesa Ufer über ihren Roman, Schauspielerin Claudia Michelsen las aus der deutschen Übersetzung. Ein zentraler Satz lautete: „Das ganze Leben in deinen Händen.“
Rückblick auf den ersten Klimabuchmessetag
„Manchmal reichen gute Fragen oder ein gutes Buch, um dein Denken für immer zu verändern“, sagt Eckart von Hirschhausen. Es gehe darum, Wege aufzuzeigen, wie wir diese Krisen bewältigen können, so Hirschhausen: „Wir haben viel Zeit verloren über Eisbären, Meeresspiegel und Atmosphärenchemie zu reden. Jetzt müssen wir darüber reden, was wir gewinnen können!“ Dafür steht auch das Buch „Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten“ von Martin Häusler, das von Hirschhausen herausgibt.
„Maja Lunde malt stellenweise ein düsteres, aber – wenn wir weiter zu wenig tun – leider realistisches Bild der Zukunft. Dennoch schenkt das Buch Hoffnung. Und das ist auch das Ziel der Klimabuchmesse: Wir wollen die absolute Dringlichkeit des Handelns aufzeigen, aber mit den Geschichten auch Lust auf Zukunft machen“, sagt Klimabuchmesse-Kuratorin Gisela Wehrl mit Anspielung auf das diesjährige Motto der Klimabuchmesse, das Schirmherr Eckart von Hirschhausen geprägt hat. Gleichzeitig findet die Klimabuchmesse mit klarem Auftrag an die Politik statt: Die Veranstaltenden fordern eine wirksame Klimapolitik, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Folgen für die Umwelt und die Gesellschaft zu reduzieren. Mit dem Lesefestival wird aber nicht zuletzt die Buchbranche selbst aufgefordert, noch schneller klimaneutral zu werden. Sie zeigt sich sensibel und inklusiv. Zwei Veranstaltungen werden von Gebärdendolmetscherinnen begleitet.
Wie gut die Lesungen und Veranstaltungen angenommen werden, zeigt einmal mehr: Die dramatischen Umweltveränderungen bewegen und beschäftigen die Menschen stark. Die Leipziger Buchmesse als Kooperationspartner der Klimabuchmesse macht sich selbst auf den Weg in eine klimagerechte Zukunft.
Vom Wald und wie viel Treibhausgas die Klimabuchmesse emittiert
Auch beim Auftakt auf dem Messegelände mit Peter Wohlleben, Deutschlands bekanntestem Förster, und Pierre L. Ibisch, platzte das Forum Sachbuch am Nachmittag aus allen Nähten: Die beiden Autoren sprachen mit Cordula Weimann von den Omas for Future über ihr Buch "Waldwissen" und darüber, wie wir gegen den bisherigen Raubbau vorgehen – den Wald wieder Wald sein lassen. Die weiteren Veranstaltungen mit den Jugendbuchautorinnen Isabel Abedi und Annette Mierswa sowie die Schullesungen in Halle 5 Kinder- und Jugendzentrum waren ebenfalls sehr gut besucht.
Die Klimabuchmesse zeigte sich zudem selbstkritisch und analysierte die Treibhausgas-Emissionen der Klimabuchmesse 2022: 2 Tonnen CO2 berechnete Treibhausgas-Buchhalter und Autor Svend Andersen. Das ist etwa die vierfache Menge für eine vergleichbare Veranstaltung in Kanada. Der Grund für den Unterschied ist der Energiemix in Deutschland, der zum großen Teil noch aus Kohle besteht. „Zwei Tonnen CO2 entspricht der Fahrtstrecke von 9.900 km mit einem effizienten Benzin?Verbrennerauto – von Leipzig nach Bangkok quer über den Eurasischen Kontinent. Das zeigt, was für ein Problem unser ‚dreckiger‘ Kohlestrom ist“, sagt Svend Andersen. Die größten Stellschrauben sind, neben der Herkunft des Stroms: Transport und Catering. „Wir wollen alle Veranstalter*innen einladen, das eigene Verhalten zu überprüfen und zu hinterfragen“, sagt Klimabuchmesse-Vorstand Bettina van Suntum.
Zwei weitere spannende Tage
Das Publikum erwarten zwei weitere spannende Messetage mit vielfältigen Klimabuchmesse?Events. Die Leipziger Buchmesse bietet als Kooperationspartnerin den Rahmen für die Klimabuchmesse und macht sich so selbst weiter auf den Weg in eine klimagerechte Zukunft. Auch im Programm geht es weiter:
Am Freitag Nachmittag findet mit „Klimazukünfte 2050“ die erste Preisverleihung auf der Klimabuchmesse stattfindet, und die Writers in Exile des PEN Deutschland stellen Texte vor, die sie am Vormittag im Rahmen eines Workshops entwickelt haben. Dann unternehmen wir Freitagabend eine Reise in die Vergangenheit. Wir reisen mit Tina Pruschmanns Roman „Bittere Wasser“ in die DDR, lauschen der Erzählung über den Uran-Abbau damals und der Trostlosigkeit der Menschen dort und spannen den Bogen zu Orten heutiger Umweltzerstörung, auf die uns Martin Theis mit seinem Buch „Endzeitreise“ mitnimmt. Auch hier finden wir wieder Erzählungen, die Lust auf Zukunft machen, ganz im Sinne des Schirmherrs. Auch Franca Parianen hat sich auf den Weg gemacht. Auf ihrer Reise für ihr Buch "Weltrettung braucht Wissenschaft" quer durch Deutschland ist sie zahlreichen Wissenschaftler*innen begegnet und ins Gespräch darüber gekommen, wie mögliche Lösungen aussehen könnten. Im Anschluss nehmen uns Slammer*innen mit in ihre poetischen Gedankenwelten, die sich alle um das Klima drehen, und lassen den Abend inspirierend, aufregend, erheiternd und nachdenklich enden.
Der Samstag beginnt mit einem Highlight für das junge Publikum: Kinderbuchautorin Kirsten Boie liest auf der Klimabuchmesse aus ihrem neuen Buch „Der Hoffnungsvogel“ und gibt der Zukunft darin für Groß und Klein einen positiven Anstrich. Friederike Schmitz ("Anders satt") und Patrick Schönfeld („Vegan ist Unsinn“) fragen gemeinsam: "Klimaretter Ernährung (?) – Wie gelingt der Ausstieg aus der Tierindustrie?". Und mit Fridays for Future Leipzig und den Jugendbuchautor*innen Sarah Raich („Equilon“) und Martin Schäuble ("Godland") überlegen wir, wie wir aus Dystopien nachhaltige Visionen entwickeln können. Das Thema Wasser steht im Fokus eines Gesprächs mit Romanautor Thore D. Hansen ("Taupunkt"), Investigativjournalist und Autor Uwe Ritzer ("Zwischen Dürre und Flut") und dem Geschäftsführer der Leipziger Wasserwerke Ulrich Meyer.
Was macht die Erderhitzung mit unserer Demokratie?
Den Abschluss der 3. Klimabuchmesse bilden die Fragen: Wie setzen die multiplen Krisen unsere Demokratie unter Druck? Und wie können wir sie retten? Dazu sprechen die Autor*innen Claudia Kemfert („Schockwellen“), Jonas Schaible („Demokratie im Feuer“) und Julia Ebner („Massenradikalisierung“). Claudia Kemferts Buch stand als "Buch der Stunde", wie die Süddeutsche Zeitung schrieb, mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. "Gleichzeitig erlebe ich aber ebenso eine Reaktion des 'fossilen Imperiums' mit Verunglimpfungen gegen meine Person und Hass und Hetze im Netz. Ich beschreibe dieses ‚Märkte des Zweifel Sähen’ ausführlich im Buch, genau dies findet derzeit statt. Desinformationen und Diffamierungen sind Teil der Geschäfts. Dennoch bin ichhoffnungsfroh und optimistisch, dass sich die Welt zum Besseren dreht und wir Klimaschutz umsetzen können. Dies liegt vor allem einfach an der wahnsinnig aktiven Zivilgesellschaft, die für Klimaschutz eintritt und so den Druck auf politische Akteure erhöht. Und die Klimabuchmesse ist Teil dieser Zivilgesellschaft."
Kontakt:
Bettina van Suntum
0179 / 51 31 81 3
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