441 Bewerbungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022
Juryvorsitzende Insa Wilke: „Literaturpreise sollen diese starke Literatur feiern, die wir in unserem Land lesen können.“
Der Wettbewerb für den Preis der Leipziger Buchmesse ist eröffnet. 441 Werke aus 169 Verlagen wurden für den hochkarätigen Preis eingereicht. Die siebenköpfige Jury liest sich nun durch die Einreichungen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Am 17. Februar werden die Nominierten bekanntgegeben. Weitere vier Wochen heißt es dann Hochspannung: Am Eröffnungstag der Leipziger Buchmesse, dem 17. März 2022, wird der begehrte Preis in der Glashalle vergeben. Die Preisverleihung wird per Stream übertragen.
Insa Wilke übernimmt in diesem Jahr den Juryvorsitz beim Preis der Leipziger Buchmesse. Im Interview spricht sie über die Bedeutung von Literaturpreisen und die Aufgabe von Literatur.
Liebe Insa Wilke: Warum braucht es Literaturpreise?
Literaturpreise sind wichtig, um klar zu machen, was für eine Literatur wir als Lesende für unsere Gegenwart und Gesellschaft wichtig finden. Und zwar außerhalb von Quoten und Verkaufszahlen. Das heißt: Sie sollen Autor:innen in ihrem Eigensinn bestärken und uns Lesende auffordern, wach zu bleiben, uns nicht sedieren zu lassen. Und, vielleicht am wichtigsten: Sie sollen diese starke Literatur feiern, die wir in unserem Land lesen können!
Der Preis der Leipziger Buchmesse zeichnet die Arbeit von Autor:innen und Übersetzer:innen in gleich drei Kategorien aus. Worin liegt der Wert dieser Besonderheit?
Den Preis der Leipziger Buchmesse zeichnet seine Umsicht aus: Durch die drei Sparten Literatur, Sachbuch und Übersetzung ist er in der Lage, den Blick relativ weit zu öffnen. Durch die Kontinuität in der Jury geht es nicht nur um „das beste Buch“ der Saison, sondern um eine grundlegende Verständigung, auf welche Bücher aus welchen Gründen Aufmerksamkeit gelenkt werden soll. Es geht in Leipzig nicht um den Superlativ, sondern um Relevanz. Das haben mir zumindest die Listen und Auszeichnungen der vergangenen Jahre so vermittelt.
Gerade ausgezeichnete Literatur erreicht ein großes Publikum. Welche Aufgabe erfüllen diese Werke im Speziellen aber auch Literatur im Allgemeinen für ihre Leser:innen?
Literatur hat keine Aufgaben. Manche Autor:innen sind sich aber einer auch gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, weil sie die Gabe haben, Verhältnisse präzise zu sehen und auf den Begriff zu bringen. Die Aufgaben schreiben aber eher wir Lesenden der Literatur zu. Und da ist die wichtigste wohl tatsächlich: Mehr zu sehen, die eigene Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit lesend weiter zu verfeinern. Ich behaupte schon, wer Literatur liest, hat zumindest die Möglichkeit, auch gesellschaftliche Verhältnisse lesen zu lernen, also nicht nur den ästhetischen, sondern auch einen in ethischer und politischer Hinsicht kritischen Sinn zu bilden.
Über den Preis der Leipziger Buchmesse
Der Preis der Leipziger Buchmesse wird von einer siebenköpfigen Jury – bestehend aus Insa Wilke (Juryvorsitz), Moritz Baßler, Anne-Dore Krohn, Andreas Platthaus, Miryam Schellbach, Shirin Sojitrawalla, Katharina Teutsch – vergeben. Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse ehrt seit 2005 herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis der Leipziger Buchmesse. Partner des Preises ist das Literarische Colloquium Berlin. Medienpartner sind das Kundenmagazin buchjournal und Deutschlandfunk Kultur. Die Preisträgerinnen 2021 waren in der Kategorie Belletristik Iris Hanika mit „Echos Kammern“ (Literaturverlag Droschl), in der Kategorie Sachbuch/Essayistik Heike Behrend für "Menschwerdung eines Affen. Eine Autobiografie der ethnografischen Forschung" (Matthes & Seitz Berlin) und in der Kategorie Übersetzung Timea Tankó für „Apropos Casanova. Das Brevier des Heiligen Orpheus“ von Miklós Szentkuthy (Die Andere Bibliothek).