Die Kraft der unerwarteten Begegnungen
Portugal, Gastland der Leipziger Buchmesse 2022 bot in Leipzig ein Programm mit Klassikern und neuen starken Stimmen
Mit vielfältigen Veranstaltungen hat sich Portugal am 17. und 18. März als Gastland der Leipziger Buchmesse 2022 in Leipzig präsentiert und dem Lesepublikum facettenreiche Einblicke in die portugiesischsprachige Literatur gegeben. Bereits 2021 hätte sich Portugal als Gastland der Leipziger Buchmesse präsentieren sollen, der Auftritt wurde pandemiebedingt auf 2022 verschoben. Dass auch die diesjährige Messe abgesagt werden musste, schmerzte Patrícia Barreto, Kulturrätin der Botschaft von Portugal in Berlin und Verantwortliche für den Gastland-Auftritt, sehr. Zum Abschluss des literarischen Programms in Leipzig zeigte sie sich dennoch erfreut und zog eine positive Bilanz.
„Nach zwei Jahren Warten war in den letzten Tagen endlich die lang ersehnte direkte und persönliche Begegnung mit den Leser:innen, den Verleger:innen, den Buchhändler:innen, den literarischen Übersetzer:innen und nicht zuletzt mit dem sehr interessierten Publikum in Leipzig möglich", so Patrícia Barreto. "Dafür sind wir und unsere Autor:innen sehr dankbar. Wir haben die große Begeisterung des Publikums für die zur Diskussion gestellten Themen, für die neu ins Deutsche übersetzten Werke und nicht zuletzt für die von den Autor:innen aufgeworfenen Fragen zu Identität, Erinnerung, Sprache, Zugehörigkeit und unerwarteten Reisen gespürt. Die Tatsache, dass 10 Millionen Portugiesen ihre Sprache mit 260 Millionen Menschen in vielen weiteren Ländern in der Welt teilen, hat die Sprache und die in ihr verfasste Literatur immens bereichert – das haben wir in Leipzig unter Beweis gestellt“, so die Kulturrätin weiter.
Auch Buchmessedirektor Oliver Zille blickt dankbar zurück und ist zuversichtlich: „Der Gastlandauftritt Portugals und der portugiesischsprachigen Literatur war angesichts der Pandemie besonders herausfordernd“, sagte er. „Gerade deshalb gilt unser großer Dank allen Autor:innen, Verleger:innen und Organisator:innen, die uns trotz aller Schwierigkeiten spannende, unerwartete Begegnungen mit der portugiesischen Kultur ermöglicht haben. Die jetzigen Auftritte sind ein wichtiger Anknüpfungspunkt, um künftig weiter gemeinsam für die portugiesische Literatur auf dem deutschen Buchmarkt zu werben."
Auf dem Programm, das nach der erneuten Absage der Leipziger Buchmesse in reduzierter Version im Haus des Buches und in der Schaubühne Lindenfels stattfand, standen Würdigungen von literarischen Größen aus Portugal ebenso wie Lesungen und Gespräche mit vielversprechenden zeitgenössischen Autor:innen aus dem portugiesischsprachigen Raum. So wurden etwa die große Dichterin Sophia de Mello Breyner Andresen sowie Literaturnobelpreisträger José Saramago geehrt, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Sie und weitere bekannte portugiesische Autor:innen haben einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung des portugiesischen Kulturschaffens in aller Welt geleistet. Genauso wichtig war dem Gastland aber auch, die Generation der zeitgenössischen Autor:innen zu präsentieren, die durch diese zu ihrem eigenen literarischen Schaffen inspiriert und beeinflusst wurde, darunter Dulce Maria Cardoso, José Luís Peixoto oder Margarida Vale de Gato. Um den Wahrnehmungen unterschiedlicher Realitäten und unterschiedlicher Visionen von der Welt in Afrika, Brasilien, Europa und Ozeanien gerecht zu werden, kamen viele neue Stimmen aus dem lusophonen Raum zu Gehör, darunter Djamilia Pereira de Almeida und Yara Monteiro. In Leipzig zeigte sich nicht nur die zunehmende Stärke der weiblichen Stimmen, sondern auch die besondere Bedeutung von Themen wie Postkolonialismus, Sozialkritik oder die Suche nach dem Ich in der aktuellen portugiesischsprachigen Literatur.
Der gelungene Gastland-Auftritt in Leipzig ist für Patrícia Barreto und ihr Team eine enorme Belohnung für die Arbeit, die in den letzten Jahren in die Verbreitung der portugiesischen Literatur und Kultur in Deutschland investiert wurde. „Wir freuen uns darauf, am Sonntag bei dem Konzert mit der portugiesischen Musik-Legende Ricardo Leão und dem treuen Leipziger Publikum den Gastland-Auftritt mit einem musikalischen Höhepunkt feierlich zu beenden.“
Portugal hat angesichts des Gastland-Auftritts in Leipzig Übersetzungen ins Deutsche Priorität eingeräumt und die Übersetzungen von über 50 Büchern gefördert, die nun den deutschsprachigen Buchmarkt bereichern. „Wir hoffen, dass diese Bücher im deutschsprachigen Raum weiter den Weg in die Buchhandlungen und die Herzen der Leser:innen finden. Und natürlich hoffen wir auf weitere Begegnungen in den nächsten Jahren auf der Leipziger Buchmesse!“
Weitere Informationen: portugal-leipzig2022.de